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C.1 | Das „Tischtuch zwischen Katholiken und den Grünen [ist] zerschnitten.“
Katholischsein in den 1970er und 1980er Jahren: Mit den Grünen oder gegen die Grünen?

Damberg, Wilhelm / Bock, Florian / Schubert, Maria – Bochum

Die Geschichte der KatholikInnen im Kontext der Begründung der Partei Bündnis 90/Die Grünen ist bislang ungeschrieben. Dieser Befund überrascht: Nicht nur waren die ersten WählerInnen der Partei um 1980 zu einem Drittel katholischer Konfession, auch gab und gibt es neben erheblichen Unterschieden (etwa in der Beurteilung der Familien- und Geschlechterbilder) große Gemeinsamkeiten (z.B. in der Sozialpolitik und Ökologie). Nicht zuletzt haben prägende Gestalten der Partei in Geschichte und Gegenwart wie Petra Kelly, Joschka Fischer oder Winfried Kretschmann eine katholische Sozialisation erfahren.

Im Zentrum der Teiluntersuchung steht die Dimension von katholisch sozialisierten Biographien und Phasen biographischer Verläufe. Das Teilprojekt analysiert individuell zurechenbare Austausch- und Wandlungsprozesse im Spannungsfeld von Religion, Zivilgesellschaft und Politik.
Unterschieden werden dabei drei Gruppen von Biographien: (1) Akteurinnen, Akteure und Aktivitäten, die sich im Kontext der Grünen von den Haltungen des katholischen Mainstreams ablösten. (2) Akteurinnen, Akteure und Positionierungen der katholischen Hierarchie, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie – damit teilweise identisch – Vertreterinnen und Vertretern der CDU/CSU in ihrem Verhältnis zu den Grünen. (3) Schließlich Akteurinnen, Akteure und deren Positionierungen aus dem Umfeld katholischer „progressiver“ und „konservativer“ Jugendorganisationen. Methodisch wird dieser biografische Fokus eingebettet in Strukturen, (regionale) Kulturen und Mentalitäten, Netzwerke, Institutionen, Theologien und Narrative, die möglicherweise bis heute fortwirken.