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Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen


 
08.03.2022, 12:00 Uhr - 10.03.2022, 15:30 Uhr

Tagungshotel Schloss Montabaur

Tagung vor Ort

 

Gemeinsame Tagung des DFG-Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster und der DFG-Forschungsgruppe „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland 1965–1989/90“

 

Veranstaltungsinhalt:

Die Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen

Die Corona-Pandemie hat seit nunmehr 2 Jahren viele andere gesellschafts- und kulturpolitische Debatten in den Hintergrund gedrängt. Das gilt auch für Fragen des sozialen Zusammenlebens, die beeinflusst werden durch die Praxis und Wahrnehmung von Religion.

Das Christentum erleidet derzeit einen enormen Bedeutungsverlust für die Gestaltung der Öffentlichkeit in den westeuropäischen Gesellschaften (anders in Amerika, anders in Ostmitteleuropa). Die christlichen Kirchen, der Katholizismus allemal, werden vielfach vorgängig als Hort des Traditionalismus wahrgenommen, verstärkt durch die Autoritätskrise, die die Missbrauchsskandale und ihre schleppende Aufarbeitung ausgelöst haben. Dem stand bis vor kurzem noch eine ebenso lebendige wie kontroverse Debatte über Islam und Islamismus gegenüber.

Die Teilnehmer*innen der Tagung „Die Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen“ möchten diese aktuell untergegangene Debatte aufgreifen und fortführen. Es sind zwei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte wissenschaftliche Großprojekte, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter religiöse Dynamiken in der modernen Gesellschaft erneut auf die Tagesordnung setzen wollen.

Im DFG-Exzellenzcluster „Religion und Politik“, angesiedelt an der Universität Münster, fragen seit 2007 über 140 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach den Dynamiken von Tradition und Innovation und nach jenen Faktoren, die Religion zum Motor politischen und gesellschaftlichen Wandels machen.

Die DFG-Forschungsgruppe „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland“ stellt sehr ähnliche Fragen. Mit 14 Projektleiterinnen und Projektleitern und 17 Doktorierenden und PostDocs deutlich kleiner, fokussiert sie eine gesellschaftliche Großgruppe in einem Zeitraum des späteren 20. Jahrhunderts.

Eine gemeinsame Tagung zur „Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen“ soll Synergieeffekte der Forschung erzeugen und neue Netzwerke der Zusammenarbeit anknüpfen. Dabei geht es um inhaltliche Fragen ebenso wie um Methodenfragen einer modernen „Zeitgeschichte des Religiösen“. Dies sind unsere großen Themen:

Säkularisierung oder Transformation?

Wie lassen sich religiöse Wandlungsdynamiken in modernen Gesellschaften in Modellen abbilden: religionskulturell, politisch, gendertheoretisch? Zwischen Konstrukten der „Säkularisierung“ oder der „Transformation“ gibt es großen Diskussionsbedarf. Lösen sich bestimmte religiöse Formationen, die Politik nachhaltig mitbestimmt haben, in die Säkularisierung hinein auf? Oder gehen aus überkommenen Sozialformen des Religiösen diversifizierte Gestaltungen kultureller und sozialer Praktiken hervor, die auf eine nunmehr veränderte Weise westliche Gesellschaften und Kulturen erheblich mitprägen? Wie kann kirchliche/religiöse Zeitgeschichte zugleich als allgemeine Zeitgeschichte betrieben werden?

Theologie als soziale Praxis

Wo greift Nachdenken über Religion, wo aber greifen auch religiöse Praktiken in den sozialen Alltag spürbar ein? Welche Dynamiken werden dadurch ausgelöst – welche produktiven Kräfte freigesetzt – welche Spannungen ausgelöst?

Allenthalben subjektivieren die Gläubigen ihre Glaubensüberzeugungen und relativieren ihre moralischen Standards. Rasch und dauerhaft wandeln sich die Ursprünge und Bezüge religiöser Autorität: weg vom fraglosen Gehorsam gegenüber der Hierarchie von Experten religiösen Wissens und Autoritäten anständigen Verhaltens, hin zu einer Teilhabe an übergreifenden gesellschaftlichen Aushandlungen von Sinn stiftenden Deutungsmustern und Standards angemessenen Verhaltens. Wie lassen sich solche Dynamiken als religionskulturelle Prozesse angemessen erfassen?

Rollen und Rituale

Dadurch werden religiöser und sozialer Sinn auf neue Weise gebildet. Neue Handlungsträger bringen sich persönlich und mit ihren Ideen und Optionen ins Spiel. Neue Gruppen definieren neue Rollen. Religiöses Handeln wird weniger als Kultvollzug, sondern wesentlich als gesellschaftliches Handeln verstanden und praktiziert. Dieser Umschwung beseitigt nicht das Rituelle religiöser Praktiken, sondern lässt neue Rituale entstehen.

Wer bestimmt, was „religiöses Handeln“ ist? Wem wird welche Rolle zugesprochen und zugetraut? Welche Konflikte ergeben sich durch solche neuen Zuschreibungen? Welchen Rollback starten Eliten, die an den Rand gedrängt werden?

Religion und Politik

In den westeuropäischen Demokratien vernetzten sich die Kirchen mit der Politik, indem sie über Parteien, Verbände und Vertretungsgremien ihren Einfluss auf Gesetzgebung und Verwaltungspraxis absicherten. Das geschah nicht konfliktfrei, aber doch nach über Jahrzehnte eingeübten Mustern.

Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts lockerten sich diese Strukturen, andere traten daneben oder an deren Stelle. Akteurinnen und Akteure aus religiösen Bewegungen vernetzen sich mit anderen politischen und sozialen Gruppen, um zukunfts- und gemeinwohlorientiert an zivilgesellschaftlichen Problemlagen zu arbeiten. Die Friedensbewegung, die Umweltbewegung oder die sog. „Dritte-Welt“-Arbeit sind Beispiele, die bis zu neuen Parteigründungen („Die Grünen“) führten.

Wie also verantwortete und strukturierte sich politisches Engagement neu? Welche religiösen Gemeinschaften gingen welche Bündnisse ein? Waren die verschiedenen Konfessionen und Religionen in ähnlicher Weise aktiv?

Emotionen – Gender – Recht – Generation

Die Methodendebatten sollen insbesondere diese zentralen Begriffsfelder bearbeiten. Neben den Semantiken und Praktiken des Religiösen und des Politischen, für die seit Langem an methodischem Instrumentarium gearbeitet wird, treten diese Leitdimensionen als wichtige neue Forschungsfelder.

Wie erforscht man das „doing emotions“ in den oben beschriebenen Arbeitsfeldern? Wie lässt sich die moderne gender-Forschung in eine Zeitgeschichte der Religion integrieren? Welche Rolle spielt das Religionsrecht für die Entfaltung religionspolitischer Dynamiken? Wie analysiert man die Rolle des Generationenwandels für die Dynamik des Religiösen in den Prozessen des Politischen?


 Den offiziellen Flyer der Tagung (inkl. Programm) können Sie hier einsehen.


Zeit & Ort:

Die Tagung wird vom 8.­-10. März im Tagungshotel Schloss Montabaur stattfinden.

Die Tagung wird unter strengen Infektionsschutz- und Hygienevorschriften in Präsenz stattfinden. Es gilt die sogenannte 2G-Plus-Regel. Bei Anreise wird demnach ein vollständiges, gültiges Impfzertifikat oder ein "genesen"-Attest sowie ein tagesaktueller Schnelltest oder ein max. 48h alter PCR-Test benötigt. Um die Sicherheit aller Tagungsgäste bestmöglich zu gewährleisten, bitten wir auch Teilnehmende mit nachgewiesener Drittimpfung darum, sich vorab testen zu lassen. Es gibt auch ein Testzentrum vor Ort (Raum 301).

Es gilt eine allgemeines Abstandsgebot und grundsätzlich eine FFP2-Maskenpflicht in geschlossenen, öffentlich zugänglichen Räumen.

Weitere Informationen können Sie auf der eigens eingerichteten Informationsseite des Tagungshotels einsehen:

https://www.hotelschlossmontabaur.de/adg_schloss_montabaur/de/Corona%20Informationen/

 

Bilder der Veranstaltung

Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen

Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen

Teilnehmeranzahl:
Plätze: 4 / 55